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Carolin, 10. Semester Uni Ulm

  

Wie alt bist du und wo studierst du in welchem Semester Human- bzw. Zahnmedizin?

Ich bin 23 Jahre alt, studiere in Ulm und habe mein 10. Semester in der Humanmedizin gerade abgeschlossen.

 

Warum hast du dir ausgerechnet diese Uni ausgesucht?
Ich habe mich damals für Ulm entschieden, da zu der Zeit Ulm zwei Ranglisten für die Bewerber hatte und ich gern mit meinem Partner zusammen an einen Standort wollte. Er hatte aber einen TMS geschrieben und ich hatte „nur“ mein Abi. Mit diesen zwei Ranglisten war Ulm vielleicht die einzige Uni wo wir etwa gleiche Chancen hatten einen Studienplatz zu bekommen.

 

Was zeichnet deine Universität und deren Studiengang der Zahn- bzw. Humanmedizin besonders aus?
In Ulm wird noch im Regelstudiengang studiert. Wer sich für Histologie interessiert, ist hier genau richtig, denn wo manche Unis das nur über ein paar Wochen behandeln, wird es hier ein ganzes Semester zelebriert. Es gibt relativ viele Seminare, die versuchen Querverbindungen zu anderen Fächern und in der Vorklinik auch zur Klinik herzustellen. Außerdem wurde jetzt erst ein neues Gebäude errichtet, das nur den praktischen Übungen der Studierenden dient, heißt mit neuem SkillsLab und Co.

 

Wenn du dich an den Studienbeginn erinnerst: Was war besonders schwer, bzw. besonders unangenehm?
Naja, Studieren ist etwas ganz anderes als Schule. Dir wird nichts mehr vorgekaut und niemand interessiert sich wirklich, ob du das jetzt sofort gecheckt hast oder nicht. Du bist komplett für dich und deinen Lernerfolg selbst verantwortlich. Aber das ist vermutlich nicht nur in der Medizin so 😀

Von daher war der Start schon nicht so leicht, aber durch die Einführungswoche an der Uni hat man schon mal viele neue Leute kennengelernt- auch höhere Semester, die einem hier und da helfen konnten. Außerdem wurde uns die Uni und die Stadt gezeigt, sodass man die wichtigsten Dinge und Orte kannte.

Bzgl. Umzug kann ich nur sagen, billig ist Ulm nicht, aber sicher auch nicht das Niveau von München. Irgendeine Unterkunft findet man schon und nach ein paar Wochen hat man einen Freundeskreis und kann sich im Zweifel noch einmal neu orientieren bzgl. seiner Wohnsituation.

 

Was ist deine schönste Erinnerung an den Studienstart?
Tatsächlich war das Schönste, endlich mal ganz mein eigenes Ding machen zu können, selbst für alles verantwortlich zu sein und die neu gewonnene Freiheit zu genießen. 🙂

 

Was sind deiner Meinung nach die besonderen Stärken und die besonderen Schwächen deiner Universität, bzw. der medizinischen Fakultät?

Die Vorklinik ist sehr gut organisiert im Gegensatz zur Klinik (letzteres könnte aber auch daran liegen, dass ein Großteil davon in die Corona Zeit gefallen ist). Inzwischen wird relativ viel Wert auf praktische Übungen und Arbeit am Patienten gelegt, das ist super. Jedoch ist die Innere Lehre eine Katastrophe, ich hoffe das ändert sich in den nächsten Semestern. Ansonsten gibt es viele Fächer, wo die Dozenten wirklich Spaß haben ihr Wissen zu vermitteln.

 

Wie gut oder schlecht war bei dir die Lehre in den Anfängen der Corona-Zeit organisiert?

Naja, ich würde sagen es ging schon. Ich habe zwar seit dem 7. Semester keinen Hörsaal mehr von innen gesehen, was in Anbetracht dessen, dass ich jetzt fast fertig bin, ein bisschen schade ist, aber gut. Es lief eigentlich alles online ab, mehr oder weniger gut organisiert, aber im Großen und Ganzen lief es schon.

 

Hast du schon einen Plan für den weiteren Studienverlauf?
Jetzt nachdem ich mein 10. Semester abgeschlossen habe, mache ich gerade ein Freisemester um meine Doktorarbeit zu beenden. Danach werde ich mein M2 schreiben und dann geht es schon ins PJ 🙂

 

Wie ist das Studentenleben in deiner Stadt? Wie teuer ist das Wohnen und die Lebenshaltung? Gibt es hier besondere Tipps?
Manche würden behaupten Ulm ist eher klein und das mag im Vergleich zu anderen Universitätsstädten auch stimmen, aber für Menschen wie mich, die eher aus einem kleinen Kuhdorf kommen, ist es genau richtig! Ulm bietet trotzdem alles, was das Herz begehrt. Kinos, Discos, Bars bis zum Umfallen und mindestens noch dreimal so viele Restaurants, … und alles was es in Ulm nicht gibt, findest du einmal über die Donau rüber in Neu-Ulm. ;D

Neben dem ganzen Unterhaltungskram ist Ulm an sich schon ein ganz süßes Städtchen mit total schönen Gassen mit kleinen Läden und so, vom Fischerviertel ganz zu schweigen.

Und wen es mehr in die Natur zieht, auch hier bietet die Umgebung einiges um sich auf dem Fahrrad/ Mountainbike oder in den Wanderschuhen auszutoben. Wem das noch nicht reicht, der ist innerhalb einer Stunde in den Alpen 🙂

 

Wie schon gesagt, günstig ist es nicht. Für ein normales WG-Zimmer wird man schon seine 400€ aufwärts zahlen müssen, aber hier und da findet man vielleicht auch etwas Günstigeres,  vor allem wenn man nicht im Zentrum wohnen möchte. Und im Zentrum muss man gar nicht wohnen denn mit den Öffentlichen oder dem Radl kommt man gut von A nach B, teilweise kann man auch mal in die Stadt laufen, das mache ich manchmal 🙂

Studentenwohnheime gibt es sowohl in der Stadt verteilt als auch relativ neue oben auf dem Eselsberg. Dort ist man innerhalb von 2 min in der Uni.

 

Wie und wo vertreibst du dir deine freie Zeit, wenn mal welche übrig ist? Was sollte man in deiner Studentenstadt nicht verpassen?
Ich persönlich setze mich gern mit Freunden zum Quatschen an die Donau oder gehe in eines der zig Restaurants essen. Ansonsten bin ich viel draußen unterwegs, wandern im Allgäu, biken auf dem SWU Trail oder einfach so eine Runde auf dem Radl unterwegs. Wenn schönes Wetter ist kann man auch super in den Baggerseen bei Neu-Ulm schwimmen gehen.

 

Gibt’s noch weitere Dinge, die du angehenden Medizinstudenten und Studienanfängern gern mit auf den Weg geben würdest?

Ich glaube, vielen ist nicht bewusst wie stressig dieses Studium wirklich ist und wie viel es einem abverlangt. Das habe ich damals auch nicht gewusst. Man muss es wirklich wollen, um das durchzuziehen und alles andere ist auch einfach unfair anderen gegenüber, die diesen Studienplatz wirklich wollen.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass Pausen wichtig sind! Das habe ich gefühlt erst in den letzten Semestern wirklich gelernt umzusetzen. Dieses Studium verlangt einem wirklich viel ab und man ist verleitet sich keine Pausen zu gönnen, das Wochenende durchzulernen und all so was. Dass ein Großteil der Semesterferien wegen Pflichtpraktika wegfällt, ist auch nicht grade förderlich. Daher nehmt euch bitte meinen Rat zu Herzen und versucht das Folgende auch in stressigen Klausurenphasen umzusetzen:  Schlaf ist super wichtig! Tag und Nacht durchlernen bringt nichts, euer Hirn braucht auch mal Zeit das Gelernte zu verarbeiten und dafür ist Schlaf die beste Möglichkeit. Gönnt euch Lernpausen und macht am Wochenende auch mal wirklich frei. Geht raus in die Natur, macht Sport, trefft euch mit Freunden, was auch immer euch guttut, aber lasst die Uni auch mal Uni sein und gönnt euch was! Genießt die Zeit, die euch neben dem Studium bleibt, denn trotz aller Strapazen ist es eine tolle Zeit und sie geht viel zu schnell vorbei.

In diesem Sinne, viel Erfolg und Freude auf eurem weiteren Weg.